Exekutive Funktionen: Was die Fähigkeit zur Selbststeuerung mit Lernerfolg zu tun hat

Vergisst dein Kind immer wieder Hausaufgaben und hat eine lose Blattsammlung im Schulranzen?
Ist dein Kind sprunghaft und unkonzentriert beim Lernen? Werden die Hausis und das Lernen immer wieder aufgeschoben?

Wenn das ein Dauerzustand ist, hängt schnell der Haussegen schief. Vielleicht KANN sich dein Kind aber noch gar nicht anders verhalten! Denn die exekutiven Funktionen zur Verhaltenssteuerung sind erst bei jungen Erwachsenen vollständig ausgebildet.

Wie exekutive Funktionen den Lernerfolg beeinflussen

Die sogenannten exekutiven Funktionen umfassen folgende Fähigkeiten

  • auf eine Sache konzentrieren und Ablenkungen ausblenden, 
  • Informationen aufnehmen und verarbeiten, 
  • Gefühle kontrollieren, Bedürfnisse aufschieben
  • das eigene Verhalten steuern und angemessen reagieren
  • das eigene Handeln planen und reflektieren

Wenn diese Fähigkeiten gut entwickelt sind, kann sich dein Kind leichter fokussieren und motivieren. Auch das Einstellen auf neue Situationen gelingt einfacher.

Gut ausgebildete exekutive Funktionen erleichtern Lernerfolg.

Das kannst du tun um die exekutiven Funktionen deines Kindes zu stärken

Halte dich beim Mit-Lernen zurück

Anstatt dich hinzusetzen und die Vokabeln MIT deinem Kind 100 Mal durchzugehen, überlegt euch gemeinsam Vokabellernstratgien. Und dann lass dein Kind machen…

„Was funktioniert beim Lernen? Und wie machst du das?“
Diese Art Gespräche helfen am allermeisten!

Statt selbst für das Referat zu recherchieren und die Folien für die Präsentation zu diktieren, überlege dir mit deinem Kind, welche Schritte notwendig sind für ein gutes Referat. Oder du wirst  den Abend damit verbringen, selbst  im Internet herumzugoogeln.

Bring dein Kind ins Handeln

Angenommen, dein Kind ist noch jünger – Grundschule oder 5. Klasse – und versucht ohne Lineal eine geometrische Figur zu zeichnen… Statt deinem Kind das Lineal zu bringen, könntest du sagen:

“Ich sehe, dass dir ein Lineal fehlt – damit wird es schwierig das Dreieck mit geraden Linien zu zeichnen. – Wo ist denn dein Lineal?”

Biete Strategien an

Wenn deinem Kind die Strategie fehlt, kann es eine Aufgabe nicht erfüllen.

@Texte lernen
Die Aufgabe “Lern den Text!” ist unmöglich auszuführen, wenn dein Kind nicht weiß, wie die relevanten Informationen in einem Text identifiziert werden können und was danach damit passieren soll. 

@Vokabeln
Wenn dein Kind nicht weiß, wie “Vokabel lernen” funktioniert, wird es vor dem Buch sitzen und sie anschauen, aber nicht so lernen, dass sie auch flexibel angewendet werden können.

Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen… 

 

Fördere die Konzentrationsfähigkeit deines Kindes

So kannst exekutive Funktionen fördern

Lass dein Kind die Schritte als “Rezept für … “ auf ein Mini-Lernposter malen.

Damit regst du dein Kind dazu an, sich indirekt selbst Handlungsanweisungen zu geben und die einzelnen Schritte zum Ziel bewusst zu machen.

Frage dein Kind nach den Schritten, die notwendig sind, um eine Aufgabe vollständig zu erledigen.

z.B. bei Textaufgaben:
1. Lies die Aufgabe genau durch!
2. Stelle dir die Situation bildlich vor!
3. Überlege dir die Rechenschritte und beginne mit Schritt 1

Lass dein Kind seine Zeit  und Aufgaben selbst planen

Überlege dir mit deinem Kind, welche Aufgaben und to-dos zuerst zu tun sind. Was ist das Wichtige für den morgigen Tag – gibt es Tests, die dein Kind auf dem Schirm haben muss?
Biete verschiedene Möglichkeiten an, um einen Tagesplan zu erstellen – von einfache To-Do-Listen bis zu ausgefeilten Lernplänen ist alles möglich.

Stelle mehr Fragen als Antworten zu geben

Wie machst du das? Welche Schritte sind nötig? Wieviele Tage brauchst du für die Vorbreitung auf die Probe?

Wenn immer du die Lernplanung übernimmst, kann dein Kind nicht das Priorisieren lernen. So einfach ist das.

Fördere die Selbsteinschätzung deines Kindes

Beispielfragen… 

  • Was war das Ziel? Was von dem, was ich tun muss habe ich schon erreicht?
  • Welche Schritte bin ich gegangen? Was ist der nächste Schritt?
  • Welche Kriterien sind schon erfüllt? Was ist noch offen?
  • Bin ich auf dem Holzweg? Wo muss ich korrigieren?
  • Wie leicht / schwer ist mir die Aufgabe gefallen?
  • Wie zufrieden bin ich mit dem Resultat? Hätte ich etwas anders machen können? Kann ich etwas verändern?
  • Was hat mir geholfen, das Ziel zu erreichen? Wo gab es Schwierigkeiten?
Zielsetzung setzt exekutive Funktionen voraus

Zielsetzung braucht exekutive Funktionen

Hilfreiche Unterstützung für mehr Fokus, Organisation und Konzentration

  1. viel Bewegung, viel Trinken, viel frische Luft, denn mangelnde körperliche Fitness kann ebenfalls die exekutiven Funktionen beeinträchtigen.
  2. Frühstück; wenn der Magen knurrt,leidet die Konzentration.
  3. Entspannte Eltern. Dein Kind hat nicht gleich eine Aufmerksamkeitsstörung, wenn es nach 20 Minuten lernen zappelig wird. Erwarte also nicht, dass dein Kind still am Tisch sitzt und eine Stunde konzentriert arbeitet. Das geht gar nicht!
  4. Routinen! Wenn jeder Tag anders abläuft, fehlt der verlässliche Rahmen. Gerade, wenn du findest, dass deinem Kind die “innere Ruhe” fehlt, sorge mit äußerer Ruhe für Stabilität.
  5. Ausreichend Ruhephasen! Viele Kinder haben einen Terminplan wie ein Manager. Jeder braucht Auszeiten,in denen unverplante Zeit zur Verfügung steht. Auch während des Lernens helfen gezielte Minipausen konzentriert zu bleiben.
  6. Ausreichend Schlaf bekommt.
  7. Sparsame Nutzung von Smartphone und Playstation.

Wenn du für diesen günstigen Rahmen sorgst, hilfst du deinem Kind mehr, als wenn du ständig anschiebst, ermahnst und selbst mitlernst.

Exekutive Funktionen sorgen dafür, dass…

  • das selbst gefasst Ziel im Blick bleibt
  • nicht jedem Impuls sofort und unreflektiert nachgegeben wird
  • die Aufmerksamkeit bewusst für einen bestimmten Zeitraum auf eine bestimmte Sache gelenkt werden kann
  • Nebensächliches bewusst ausgeblendet wird
  • neue Fertigkeiten erlernt werden
  • eine Aufgabe (z.B. ein Referat) in Teilschritte zerlegt werden kann
  • Zeiteinteilung und Prüfungsplanung realistisch sind
  • Wichtiges von Unwichtigem unterschieden wird
  • Fehler erkannt und korrigiert werden
  • auch unter Stress denken möglich ist und Wissen abrufbar bleibt

Aber bleibe realistisch

Ehrlich – das Entwickeln der exekutiven Funktionen ist ein Prozess. Und der braucht Zeit. Überhaupt sind sie sowieso erst im frühen Erwachsenenalter vollständig entwickelt. Da unser Gehirn ständig lernt (es kann gar nicht anders) und sich verändert, hat jeder das Potenzial die Fähigkeit zur Selbststeuerung immer noch weiter zu entwickeln.

In diesem Sinne – bleib entspannt. Hol dir regelmäßige Gedankenstupser und den kostenlosen Eltern-Emailkurs!

Nicole

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