Emotionale Intelligenz: Wie dein Schüler:innen lernen mit negativen Gefühlen umzugehen

Weshalb emotionale Intelligenz so wichtig ist

Unser Emotionssystem ist eng mit dem Denken und Lernen verbunden. Wer gestresst ist oder Angst hat kann nicht lernen und entwickelt Lernblockaden. So einfach ist das. Und so schwierig. 

Negative Emotionen und die “Geschichten, die wir uns erzählen” (sie fangen meist mit: Ich bin zu (+Adjektiv) an) beeinflussen uns in unseren Entscheidungen. Alter egal.

 

Das limbische System ist das Zünglein an der Motivationswaage.

Nicole - von lernfex.de

Wenn deine Schüler:innen denken: Ich bin zu blöd für dieses Fach, sorgt das limbische System als Zünglein an der Motivationswaage dafür, dass die Aufgabe erst gar nicht begonnen wird. Wozu auch, wenn es eh schief gehen wird?

Emotionen beeinflussen Beziehung

Sie spiegeln sich in der Mimik und in der Körperhaltung wider.
Hast du Lust Zeit mit jemanden zu verbringen, der ein “grummeliges” genervtes Gesicht zieht? Oder gehst du lieber auf Menschen mit einer freundlichen, positiven Ausstrahlung zu?

Eben. Emotionen sorgen somit für Nähe oder Distanz.

Emotionen beeinflussen die körperliche und seelische Gesundheit

Wer immer gestresst ist, greift leichter zu Fastfood und Süßigkeiten und hat messbar höhere Stresshormonwerte im Blut. Die kognitive Leistungsfähigkeit ist eingeschränkt.

Haben deine Schüler:innen den schwarzen Gürtel in emotionaler Intelligenz?

Wie geht deine Klasse mit Stress um? Verfügen die Kids über die Mittel, um mit negativen Gefühlen, Zurückweisung, Notenfrust, Unsicherheit , Leistungsdruck und Ablenkung umzugehen?

Gerade jetzt in Zeiten, in denen gefühlt „ständig irgend eine Krise“ ist, fühlen sich viele Kinder und Jugendliche unsicher, weil Strukturen wegbrechen, eine Hiobsbotschaft die nächste jagt und auch die Erinnerung an die Pandemie wirkt.

Wer sich unsicher oder überfordert fühlt, hat keine Kapazität frei um zu lernen, sich auf neue Inhalte einzustellen und all das zu tun, was in jedem “100 Tipps um effektiver zu Lernen”-Ratgeber steht. 

Wer sich innen klein fühlt, muss äußerlich auf dicke Hose machen.

nicole von lernfex.de

Unterdrückte und unbenannte Gefühle zeigen sich oft in problematischen Verhalten. Es gilt auf jeden Fall:  Störungen haben Vorrang. Anstatt deiner Klasse immer wieder die gleiche  Standpauke zu halten,  befähige deinen Schüler:innen anders mit negativen Gefühlen umzugehen und fördere ihre  Fähigkeit zur Selbstregulation. Das geht auch im ganz normalen Unterricht. Schenke dir und deiner Klasse Zeit für Reflexion und Aha-Momente.

1.Schritt: Die eigenen Gefühle wahrnehmen

Wichtige Fragen sind

  • Wie geht es mir gerade? Wo im Körper spüre ich Gefühle?
  • Wie fühlen sich andere?
  • Wie geht es mir mit den Menschen um mich herum?
  • Wofür oder wogegen möchte ich mich jetzt gerade entscheiden?

2.Schritt: Gefühle verstehen und benennen können

Dieses Gefühl auch zu verstehen – zu wissen, was das flaue Gefühl im Magen bedeutet und es dann erstmal für sich selbst zu benennen: Angst? Ärger? Enttäuschung?

3.Schritt: Gefühle regulieren

Regulieren heißt natürlich nicht, die negativen Gefühle zu unterdrücken sondern konstruktiv mit ihnen umgehen.
Dein Kind – wir alle! – sollten über Methoden und Strategien verfügen, die uns dabei helfen.

8 Tipps um die emotionale Intelligenzquotienten von Kindern und Jugendlichen zu stärken

1. Sei nett und gut zu dir selbst!

Nur wenn du gut für dich selbst sorgst, kannst du auch gut für deine Klasse sorgen. Dein Stress und Unbehagen überträgt sich sofort auf deine Klasse.   Sorge also gut für dich – gönne dir immer wieder Minipausen nur für dich und tue dir etwas Gutes. 

  • Schreibe deine Gedanken zum Tag auf
  • mache einen kurzen Spaziergang
  • Meditiere
  • Höre dein Lieblingslied
  • Tu etwas Schönes NUR FÜR DICH! 

Sorge gut für dich – denn dann hast du auch die Ressourcen, um selbst in stressigen Momenten in deiner LehrKRAFT zu bleiben.

2. Sorge für kurze Auszeit-Rituale mit deiner Klasse

Wo Strukturen wegfallen und Leistungsstress empfunden wird,  bekommen Unsicherheit und Ängste plötzlich Raum um sich auszubreiten. Etabliere Routinen,  die gut tun und das emotionale Gleichgewicht in der Gruppe in den Blick nehmen. 

  • sprecht über den besten Moment / die größte Herausforderung des Tages
  • überlegt wofür ihr dankbar seid
  • gib jedem/r Zeit, um sich ein konkretes Ziel für diesen Tag / diese Woche / ein konkretes Fach vorzunehmen.

3. Sei präsent, nicht nur anwesend!

Physisch anwesend zu sein, ist nicht das Gleiche wie sich wirklich und wahrhaftig auf deine Klasse einzulassen. Klar, der Schulstress, Korrekturen, Besprechungen, Unterrichten, Bürokratie und der Wunsch gut zu unterrichten können den gefühlten Stress noch erhöhen.

Tipp: Mache für alle (und auch dich!) sichtbar und spürbar, wann du “verfügbar” bist und wann du arbeitest und mit dem Kopf woanders sein musst. Klare Grenzen schaffen Struktur und letztlich Freiräume für echtes Da-Sein. 

Sei klar, wann du Schüler:innen oder Kolleg:innen für Gespräche und Unterstützung zur Verfügung stehst, und wann du dich abgrenzen musst oder willst. Beides ist erlaubt 🙂 

4. Sei dankbar für alles Gute, was dir gerade widerfährt!

Feiere das Leben, den Sonnenschein, ein gutes Gespräch, ein Vogelzwitschern… Überlege dir jeden Tag drei Dinge, die gut gelaufen sind.  Studien aus der Positiven Psychologie zeigen, dass dies im Umgang mit krisenhaften Ereignissen stärkt und deinen Zuversichtsmuskel stählt. 

Schaffe für deine Schüler:innen immer wieder Freiräume, in denen sie über die eigene Befindlichkeit sprechen können. In Kleingruppen, zu zweit, oder auch mit dir. Das ist so viel wichtiger, als den Stoff durchzubringen und noch eine weitere Übung in den letzten drei Minuten anzufangen.

5. Hör und Schau hin!

Du bist zwar Expertin für Fragen rund um dein Unterrichtsfach und Unterrichten ganz allgemein – aber du weißt nicht, wie die Kinder und Jugendlichen lernen, was sie beschäftigt, wie sie deinen Unterricht erleben.  Da hilft nur Nachfragen und Hinhören. Und zwar ohne gleich mit Ratschlägen (schließlich bist du ja Expert:in 😉 zu antworten.   

Spar dir Kommentare, die mit “aber…” beginnen oder Ängste und Sorgen herunterspielen. Wenn jemand dieses Gefühl hat, dann ist dieses Gefühl auch da.

Schwierige Übung: Nur zuhören. Nur zu leicht switchen wir in den Selbstverteidigungsmodus (aber das hab ich dir doch erklärt!!) oder verteilen gute Ratschläge (Dann musst du halt besser lernen…) weil wir es vermeintlich  „besser wissen“ .

Sei ein gutes Vorbild und höre einfach nur hin, erlaube deinem Kind die Gefühle, die es hat zu spüren und zu äußern.

blockierte Emotionen werden zu Lernblockaden

6. Befähige deine Schüler:innen Emotionen und Gefühle genau zu benennen

Oft bleiben Jugendliche im Emoji-Stil gefangen – gut, schlecht, traurig, blöd… dabei ist es so wichtig ein Vokabular für die eigenen Gefühle zu besitzen, die über “gut” und “doof” hinausgehen.

Je größer dein eigener “Gefühls-Wortschatz” ist, desto besser. Denn dann kannst du selbst Begriffe anbieten und dein Kind darin unterstützen, dem diffusen Bauchgefühl einen Namen zu geben.

Das geht super gut im Fremdsprachenunterricht, aber auch in allen anderen Unterrichtsfächern.

Kleine Helferlein um über Gefühle zu sprechen

  • Als Wetter wäre ich heute stürmig / sonnig / bewölkt / regnerisch… 
  • Als Farbe wäre ich… weil …. 
  • Wäre ich ein Musiker, würde ich jetzt langsam, schnell, … in Dur, in Moll … spielen 
  • Als Thermometer würde ich …. Grad Celsius anzeigen

Wundervoll, wenn es dir gelingt über derartige Bilder in ein Gespräch über Gefühle zu kommen. Klappt übrigens auch schon bei jungen Kindern. Und mit sich selbst 😉

7. Gute Lehrer:innen beginnen bei sich selbst

Am allerwichtigsten: Starte langsam und gib dir selbst die Erlaubnis dazu, mal weniger zu funktionieren und im Dauerlauf durch den Schulalltag und dein Leben zu hetzen.

Erlaube dir deine Gefühle zu erspüren statt nur zu funktionieren. Damit sorgst du gut für dich – und damit für andere. 

Du findest das alles gar nicht einfach? Ist es auch nicht. In gutem Kontakt mit sich und seinen Gefühlen zu sein, ist Übung und Training. Wenn du dich gestresst fühlst und gar nicht weißt, wie du in der jetzigen Situation deinen eigenen Stress regulieren sollst, melde dich gerne! 

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